Seine Jugend war geprägt vom Leistungssport. Seit 15 Jahren arbeitet er in der IT und hat beruflich die halbe Welt bereist. Jetzt kreiert er Kunstwerke aus Holz und baut Hochbeete für die Stadt Wels. Grund genug, um Stefan Heine in seiner Werkstatt zu besuchen und zu erfahren, wie es zu all dem gekommen ist.
Vom Leistungssport, der Karriere in der IT-Branche und den Reisen
Stefan ist in Wien aufgewachsen und lange beherrschten Sport-Gymnasium und Tischtennis sein Leben. Durch seine ersten Jobs wurde dann das Interesse für Computer geweckt und er startete eine Karriere im IT-Bereich. Wenn er von seinen früheren Anstellungen erzählt, kennt man jedes der Unternehmen – von Mobilfunk-Anbieter über Bank bis hin zum großem Handelsunternehmen.
Als IT-Projektleiter hat er die Expansion der Konzerne begleitet – und war somit rund um den Globus unterwegs, um neue Filialen und Standorte mit Technik auszustatten.
Für ein Projekt verbrachte er fast 9 Monate in Griechenland – Aufenthalte in verschiedenen Ländern Europas, Südamerikas und Asiens folgten. Er erzählt ganz selbstverständlich von Reisen nach China und Brasilien – doch wenn das Gespräch auf Österreich fällt, beginnen seine Augen zu leuchten.
„Eine Dienstreise nach Rio de Janeiro klingt erstmal spannend, aber in Wirklichkeit war es ernüchternd! Österreich ist und bleibt für mich das schönste Land!“
Stefan ist leidenschaftlich gerne in den Bergen unterwegs und fand früher den Ausgleich zum fordernden Job bei Berg- und Skitouren – oft ganze Wochenenden lang.
„Ich bin manchmal spontan am Freitag in der Nacht losgefahren – und hab das ganze Wochenende am Berg verbracht!“
Die Liebe zu den Bergen – und zu seiner Frau, die er im Job kennenlernt – verschlägt ihn nach Oberösterreich – auch wenn dadurch zusätzlich ein ständiges Pendeln nach Wien nötig wird.
Nach 15 Jahren in der IT-Branche, davon über 3,5 Jahre im Außendienst, ist es für Stefan an der Zeit, eine neue Richtung einzuschlagen.
Mit dem Traumhaus in die Auszeit zum Richtungswechsel
Vor 4 Jahren finden Stefan und seine Frau Julia ihr Traumhaus – nicht weit von Wels entfernt und doch komplett abgeschieden von der Zivilisation – ein Ort, wo man ohne Navi niemals ankommen würde ;). Beim Renovieren entdeckt Stefan seine Leidenschaft für die handwerklichen Tätigkeiten und beginnt nachzudenken.
„Ich habe bisher in meinem Leben nur digitale Produkte produziert. Wenn der Strom weg ist, ist nichts mehr davon da.. Darum wollte ich etwas erschaffen, das man sieht – mit meinen eigenen Händen!“
Stefan entscheidet sich für eine Bildungskarenz und gönnt sich eine wohlverdiente Auszeit.
Nach vielen Jahren in Anzug und Krawatte wird als erstes gleich mal der Rasierer entsorgt – und Stefan genießt die Freiheit, einmal nicht den üblichen Konventionen entsprechen zu müssen. Doch nicht nur das Aussehen verändert er in dieser Zeit – auch seine Einstellung durchläuft einen Wandel.
„Während meiner Auszeit war die frühmorgendliche Überlegung: Garten oder lieber Berg? Diese Freiheit ist einfach viel mehr wert als das große Geld!“
Zum neuen Haus gehört außerdem ein Garten und eine alte Schmiede, die perfekt zu einer Werkstatt umfunktioniert werden kann – und Stefans Interesse für Holz- und Gartenarbeit beginnt immer mehr zu wachsen.
Zusätzlich zum Informatik-Studium entscheidet sich Stefan Heine für Pioneers of Change, einen Lehrgang voller Inspiration für innovative Projekte und mit Menschen, die etwas verändern möchten. In dieser Zeit entsteht die Idee, Gemüsebeete für die Bevölkerung in der Stadt anzubieten, um das Bewusstsein für regionale und nachhaltige Lebensmittel zu stärken – und das Projekt „Essbare Stadt Wels“ wird geboren.
Außerdem verbringt er immer mehr Zeit in seiner Werkstatt – vor allem nachts, wenn es ganz ruhig ist – und arbeitet mit Holz. Über 3 Monate feilt er an seinem ersten Werk – einem Sessel aus armdicken Nussholz-Stücken. Stefans Leidenschaft ist entfacht und aus dem Holz von Nachbarschaft und Wanderungen entstehen Schüsseln und Skulpturen – für sich selbst oder als Geschenk für Freunde.
Wenn er seine Auszeit Revue passieren lässt, kommt er zu folgendem Fazit:
„In meiner Auszeit wurde ich vom flotten Dauerläufer im Arbeitshamsterrad zum gemütlichen, aber konstanten Wanderer in eine – für mich neue – Welt des Wandels!“
Organic Wood Art und die Essbare Stadt Wels
Im Mai 2015 wurde sein Unternehmen „Organic Wood Art“ gegründet und Stefan erschafft seitdem regelmäßig Kunstwerke und Nutzgegenstände aus Holz – für ihn der perfekte Ausgleich. Mittlerweile hat sich Stefans Talent herumgesprochen und er erhält Aufträge für Gartenmöbel, Weinständer und Co und präsentiert seine Stücke bei Ausstellungen und auf Märkten.
Zusätzlich ist Stefan Projektleiter der „Essbaren Stadt Wels“, kümmert sich um den Bau von Hochbeeten, die Organisation von Veranstaltungen und die Kommunikation – ehrenamtlich wohlgemerkt. Geplant sind außerdem Programme für Schulen, um das Bewusstsein auch schon bei der jüngeren Generation zu stärken.
Seit Ende der Bildungskarenz arbeitet Stefan wieder im IT-Bereich – jetzt aber nur mehr Teilzeit, um Platz für seine anderen Projekte zu haben.
Seine Wandlung beschreibt er selbst als sanfte Kurve in eine neue Richtung. Er schafft es jetzt, bewusster zu leben und ist Fan des „gepflegten Müßiggangs“. Früher war es ihm wichtig, Geld zu verdienen, um sich tolle Urlaube leisten zu können – jetzt lebt er dafür, Dinge zu tun, die ihn erfüllen und hinter denen er steht.
Zeiteinteilung und Schlafgewohnheiten
Stefan ist der Meinung, dass jeder Zeit hat, um seine Passion auszuleben – wichtig ist es nur, die verfügbare Zeit maximal zu nutzen.
„Es kann nicht alles sein, dass man das ganze Wochenende vor Müdigkeit verschläft – nur um dann unter der Woche in der Arbeit fit zu sein!“
Die Zeit maximal zu nutzen bedeutet für ihn auch, erst dann zu schlafen, wenn ihm die Augen zufallen. Nachdem er am liebsten nach 22:00 Uhr, wenn er ganz ungestört ist, in seiner Werkstatt arbeitet, kann es schon mal vorkommen, dass er mitten im Schleifen eines Holzes einnickt.
Die Zeit in seiner Werkstatt ist für ihn einfach die größte Entspannung – und das mit den festen Schlafenszeiten sieht Stefan generell nicht so eng.
„Bei mir ist es auch schon vorgekommen, dass ich um 2 Uhr früh in Wien aufgestanden bin, damit ich um 6 Uhr früh – vor allen anderen – in Salzburg auf einem Berg sein konnte!“
Seine Tätigkeiten organisiert Stefan in einem ganz normalen, analogen Kalender. Doch dieser ist mehr als das – am Cover viele Post Its, die Innenseiten beklebt mit Zetteln, Zeitungsartikeln und Postkarten. Dieser Kalender begleitet ihn ständig – und dient ihm somit als Art Tagebuch mit vielen Erinnerungsstücken.
Ein Rückblick in die Vergangenheit
Viele Menschen bereuen im Nachhinein, nicht schon früher ihre Leidenschaft verwirklicht zu haben. Stefan sieht das etwas anders. Auf die Frage, ob er rückblickend etwas anders machen würde, kommt ein klares Nein.
Er ist überzeugt, dass alle beruflichen Stationen und alles, was er bisher erlebt hat, für ihn nötig waren, um jetzt an diesem Punkt zu stehen. Seine Einstellung hat sich erst durch verschiedene Etappen Schritt für Schritt entwickelt.
„Natürlich wäre eine Abkürzung schön gewesen. Aber wenn ich einen Teil meines Lebens ausgelassen hätte, wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin!“
Wenn er die letzten Jahre im Zeitraffer betrachtet, ist er aber selbst erstaunt, was in dieser Zeit passiert ist – und wie er sich verändert hat.
„Vor 20 Jahren hätte ich mir absolut nicht vorstellen können, im Ausland tätig zu sein und Schulungen auf Englisch zu halten, was ich dann jahrelang gemacht habe. Und wenn man mir vor 10 Jahren gesagt hätte, dass ich jetzt Gemüsebeete in der Stadt aufstelle, ohne dafür einen Cent zu bekommen, wäre das für mich auch unvorstellbar gewesen!“
Stefan ist davon überzeugt, dass sich Interessen und Vorlieben im Laufe der Zeit ganz stark verändern – bei jedem von uns.
Veränderungen annehmen und die Komfortzone verlassen
„Veränderungen sollte man einfach zulassen. Wenn eine Situation nicht mehr stimmig ist, ist es an der Zeit, etwas zu tun!“
Gerade wenn man bereits einen Gedanken im Kopf hat, sollte man diesen weiterverfolgen.
Stefan sieht die größte Herausforderung aber darin, dass man sein eigenes Ding nicht nur plant, sondern dann auch ins Tun kommt – auch wenn man die wirkliche Arbeit dahinter manchmal unterschätzt.
„Es gibt viele Menschen mit guten Ideen, aber viele scheitern, weil sie ihre Komfortzone nicht verlassen!“
Dazu gehört für ihn auch, etwas Ungewohntes zu tun oder ein unsicheres Gefühl zu überwinden und über seinen eigenen Schatten zu springen.
„Manche Dinge muss man einfach probieren. Außer, dass es nicht funktioniert, kann ja nichts passieren!“
Und natürlich kommt es vor, dass man scheitert oder an der Idee zweifelt – aber man sollte auch nicht gleich bei der ersten Herausforderung aufgeben.
Gedanken weiterverfolgen und Ideen ausprobieren
Auf die Frage, was Stefan anderen raten würde, die ihre Leidenschaft leben oder ein Projekt umsetzen möchten, kommt sofort folgende Antwort:
„Dem Impuls folgen, aber nicht ins Blaue hinein!“
Man sollte sich schon Gedanken machen, was kommen soll. Dazu braucht man laut Stefan noch keine konkrete Vorstellung, aber zumindest eine ungefähre Richtung.
Manchmal ist auch ein gewisses Risiko nötig, das man aber – in vernünftigem Ausmaß – in Kauf nehmen sollte. Denn wenn man etwas mit Freude macht, ist es die Anstrengung alle Mal wert! Seinem Impuls zu folgen bedeutet für Stefan, Gedanken nicht einfach fallen zu lassen, sondern seine Ideen weiterzuverfolgen – zumindest in dem Rahmen, der für die jeweilige Person möglich ist.
Besonders durch den Pioneers of Change-Lehrgang hat er die Wichtigkeit erkannt, etwas einfach mal auszuprobieren, einen Prototyp zu bauen oder die Idee auf irgendeine Art und Weise mal zu testen.
„Wenn es nicht funktioniert, erkennt man es eh relativ schnell :)!“
Träume verwirklichen und Positives schaffen
Stefan sieht auch in seinem Bekanntenkreis, dass Leute strahlen, wenn sie von ihren Leidenschaften sprechen und erzählt von dem Beispiel eines Autohändlers, der liebevoll sein eigenes Feld bewirtschaftet.
„Viel mehr Menschen sollten ihre Träume verwirklichen – um sich selbst und der Welt etwas Positives zu schaffen!“
Sein Tipp ist es, einfach mal erste Schritte in die richtige Richtung zu gehen- sonst quälen einen die Zweifel und man bereut, es nicht wenigstens versucht zu haben.
Und aus ersten Schritten kann ja bekanntlich Großes entstehen – wie man bei Stefan Heine und seinen Projekten sieht.
Lieber Stefan, vielen Dank für das überaus inspirierende Gespräch – und ganz viel Freude mit Organic Wood Art, der Essbaren Stadt Wels – und allem, was noch kommen mag :).
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