Julia Buchmayr
„Plötzlich“ Mama – wenn das Leben Vollbremsung und Salto macht
Bis vor kurzem war ich leidenschaftliche Einzelunternehmerin und glückliche Partnerin, Tochter, Schwester, Freundin und noch so vieles mehr – und dachte mir, mein Leben wäre ziemlich ausgefüllt. Ich liebte meine Freiheit, meine ausgeklügelten Pläne und spontanen Eingebungen und dass ich mich meinen tausenden Interessen hingeben konnte, wann immer ich wollte. Und doch war mir als voller Familienmensch immer klar – es gibt da noch etwas, was ich erleben möchte: Mama zu werden und eine eigene Familie zu gründen!
Jetzt bin ich MAMA von einem wunderbaren, kleinen Wesen und es ist alles neu – und doch so vertraut, genauso wie es sein soll – und doch komplett anderes als erwartet!
Unser Start war etwas turbulenter und intensiver, als man es sich wünschen würde und hat mir gezeigt, dass man im Leben nicht alles planen kann und es einem selbst mit der positivsten Lebenseinstellung den Teppich unter den Füßen wegziehen kann..
Aber von Anfang an:
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt
Nach einem etwas seltsamen ersten Halbjahr 2020 (#corona), hab ich mich ja Mitte Juli in den Mutterschutz verabschiedet. Mit im Gepäck: eine laaaange Liste für die freien 8 Wochen. Die ersten 2 Wochen noch ein bisschen gewerkt und dann „nur“ mehr auf der To Do-Liste: alle möglichen Bekannten besuchen, baden, Sonne liegen, idealerweise 27 Bücher lesen, die ganze Wohnung entrümpeln und sortieren (wann hat man dafür sonst Zeit?), wieder mal Klavier spielen oder malen, Brot backen und exotische Gerichte kochen, die Vergangenheit reflektieren und Zukunft planen.
Also, noch schnell ab zur letzten Arzt-Kontrolle und dann kann’s ja endlich losgehen mit all den großen und kleinen Vorhaben. Das wäre der Plan gewesen.
Sicherheitshalber noch kurz ins Krankenhaus, was checken lassen – wird schon nichts sein. Dann direkt die erste Hiobsbotschaft: „Wir behalten Sie lieber zur Kontrolle über Nacht!“ Und die zweite: „Das Kind ist viel zu klein.“
Und bääähm: „Sie werden nicht mehr ohne Kind heimgehen.“
Und als würde es noch nicht reichen: „Vermutlich kommt ihr Kind auf die Neonatologie ins Nachbar-Krankenhaus. Sehen Sie sich die Station besser schon mal an und lassen Sie sich Atemmaske, Magensonde etc. zeigen.“
Und schlussendlich: „Wir holen jetzt das Kind.“
Wenn das Leben eine Vollbremsung und gleichzeitig einen Salto macht..
Am Montag düste ich nichtsahnend „kurz“ ins Krankenhaus – am Mittwoch Abend war ich „plötzlich“ Mama eines 1.600g leichten Wunders. Von einem Tag auf den anderen wurde die Neugeborenen-Überwachungs-Station im Krankenhaus zu unserem 2. Zuhause. Ich war überwältigt und überrumpelt, überglücklich und gleichzeitig nicht mehr ich selbst.
So ein kleines Würmchen anfangs mit der Spritze zu füttern, nur mit jeder Menge Kabeln und unter Berücksichtigung von hunderten Regeln knuddeln zu können, der Familie nicht zeigen zu dürfen und jeden Abend alleine im Krankenhaus lassen zu müssen – so hatte ich mir Mama-Werden nicht unbedingt vorgestellt.
Bei allen anderen ging das Leben einfach weiter, unseres machte eine Vollbremsung und einen Salto gleichzeitig und die Zeit schien stillzustehen. Aber ab dem ersten Tag waren wir die besten Eltern für unseren kleinen Kämpfer, unterstützten ihn geduldig bei allem, was nötig war, funktionierten einfach trotz kaum mehr vorhandenem Energielevel und ständigem Emotionschaos und vergossen abwechselnd Tränen vor Kummer und vor Freude.